Der Aufstieg zum Oberpraktikanten

Gibt es Zufälle? Oder fallen einem Dinge einfach zu? Was es in meinem Fall auch gewesen

sein mag, ich bin dankbar, an diesem besonderen Ort gelandet zu sein.

Noch leicht übernächtigt von einer langen Abschiedsnacht im Frankfurter Nachtleben, kam

ich ins ruhige, aber zugleich lebendige Château d’Orion, geblendet von strahlenden

Gesichtern, die mir eine Herzlichkeit entgegenbrachten, wie ich sie so noch nie erlebt hatte.

Kaum angekommen, startete bereits die erste Denkwoche. Und während ich mich bemühte,

mich im Schlossleben zurechtzufinden, bestand mein persönliches Ziel darin, keine

Antiquitäten zu zerstören, ein ambitioniertes Vorhaben für jemanden mit meiner leicht

tollpatschigen Ader.

Schon in der ersten Woche nahm mich der andere Praktikant, Cédric, unter seine Fittiche, ein

Mensch, den ich nur wenige Tage später Freund nennen durfte. Gemeinsam mit Claire machte

er mir die Einarbeitung in den Orion-Lifestyle leicht, trotz kleiner Hindernisse wie dem

gefürchteten „Vider Maro“. Euch beiden gebührt mein besonderer Dank.

In der zweiten Woche lernte ich Tobi und Elke besser kennen. Gemeinsam besuchten wir

Märkte der Region, kosteten uns durch "Moules frites" in Saint-Jean-de-Luz. Tobi, der

strukturierte Tüftler, Herr des Überblicks und der Organisation. Elke, leidenschaftliche

Antreiberin, Fürsorgerin und Herz des Hauses. Zwei Persönlichkeiten, die sich perfekt

ergänzen. Euch kennenzulernen war und bleibt mir eine große Ehre.

Die dritte Woche hatte es in sich. Ich durfte an der Denkwoche „Individualität und

Gemeinschaft“ teilnehmen, mein eigenes Projekt starten und dann kam auch noch David,

unser neuer Praktikant. Eine Woche voller intensiver Begegnungen, neuer Sichtweisen

Lehren, und Perspektiven, die mein Horizont erweitert haben. Ich war mittlerweile im Schloss

angekommen, wurde zum Meister des Joghurts ernannt und durfte David den Einstieg in

unser Schlossleben erleichtern. Vom Neuling zum Oberpraktikanten, der Aufstieg war

geschafft.

Besonders erfüllend war es, an meiner Projektidee zu tüfteln: Eine Möglichkeit zu finden,

diese Denkwoche nicht im Nebel der Erinnerung verschwinden zu lassen, sondern sie mit

Hilfe Künstlicher Intelligenz sichtbar zu machen, lebendig, nachvollziehbar, zugänglich.

Auch wenn das Projekt nicht nur auf Begeisterung stieß, war genau das lehrreich: Kritik und

Gegenwind anzunehmen, ohne die Lust am Gestalten zu verlieren. Ich bin dafür heute sogar

besonders dankbar.

In den darauffolgenden Wochen durfte ich diesen Lebensstil fortführen und langsam

verstehen, was das Château d’Orion wirklich ausmacht. Hinter Gastfreundschaft, Geistgenuss

und Geselligkeit steckt so viel mehr: ein Ort der Resonanz, der Begegnung, der Geschichten.

Ein Zufluchtsort für all jene, die dem hektischen Alltag entfliehen oder ein kleines Abenteuer

in den goldenen Jahren des Lebens suchen.

Das einzig Bittere an neuen Begegnungen ist ihr Abschied. Kein Text dieser Welt könnte die

Dankbarkeit beschreiben, die ich während und nach diesem Praktikum empfunden habe.

Danke, David, für deine Gesellschaft, dein Mitgefühl und deine Freundschaft.

Danke, Elke und Tobi, für euer Vertrauen, eure Energie und die Möglichkeit, Teil an euer

Leben zu haben.

Und ein großer Dank gilt dem Freundeskreis von Orion, für eure finanzielle Unterstützung

und euer Engagement für den deutsch-französischen Kulturaustausch.

Merci, Château d’Orion. Du bleibst ein Ort, an den ich mit einem Lächeln zurückdenke.

Carlos Ritz, im August 2025

Tobias Premauer