So viele Geschichten wie Begegnungen: mein Praktikum im Château d’Orion
Es gibt Orte, die wirken im ersten Moment wie aus der Zeit gefallen, verschlafen, verträumt, fast vergessen. Und dann gibt es Menschen wie Elke und Tobi, die genau solche Orte mit Tatkraft, Geduld und einer unerschöpflichen Liebe zum Detail wieder zum Leben erwecken. Das Château d’Orion ist einer dieser Orte. Ich durfte dort letzten Spätsommer ein besonderes Praktikum erleben.
Im Mittelpunkt meiner Zeit stand das Festival Terre et Temps. Eine Veranstaltung, die mehr ist als nur ein Kulturprogramm. Es ist ein Raum für Begegnung, Austausch und gemeinsames Denken. Schon während der Vorbereitungen spürte man, wie viel Herzblut in diesem Festival steckt: die vielen Ideen, die kreative Energie und die Überzeugung, dass ein Ort – egal wie klein – zum Knotenpunkt großer Gedanken und Beziehungen werden kann. Alles in diesem wunderschönen Europäischen Gedanken, in dem wir vereinen was einst getrennt war.
Was mich besonders berührt hat, war das Netzwerken auf ganz persönliche Weise. Keine steifen Visitenkartenrunden, sondern echte Gespräche. Beim Frühstück im Garten, beim Wein unter dem Sternenhimmel, zwischen zwei Programmpunkten wirklich überall entstanden Verbindungen, die ehrlich und offen waren. Die französische Gastfreundschaft tat ihr Übriges: Es wurde geteilt, gelacht, gekocht, eingeladen, nie war man allein, nie nur Zuschauer.
Elke und Tobi haben mit ihrem Mut und ihrer Vision nicht nur das Château, sondern auch meine Vorstellung von Gemeinschaft und Kreativität verändert. Ihr offenes Haus zieht außergewöhnliche Menschen an. Künstlerinnen, Denkerinnen, Macherinnen, manchmal auch Pilger an ihren Geburtstagen, jeder mit einer eigenen Geschichte, mit Ideen, die inspirieren und einem Mut, der ansteckt.
Ein weiterer Höhepunkt meines Praktikums war die Denkwoche mit Schwerpunkt im philosophischen Denken. Sie hat mir – im besten Sinne – meine innere Garderobe geöffnet. Ich durfte erleben, wie sich vermeintliche Schwächen als Stärken zeigen, wenn man sie zulässt. In dieser Woche wurde mir bewusst, wie subjektiv unsere Wahrnehmung ist und wie wichtig es ist, zuzuhören, Fragen zu stellen und Geschichten zu teilen.
Zu all dem kam das tägliche Miteinander, das den Aufenthalt so besonders gemacht hat: vom Tee kochen über das gemeinsame Mittagessen bis hin zum Geschirrspüler, der uns mehrmals täglich auf Trab hielt. Und mittendrin: Claire, meine Mitpraktikantin, die diesen Sommer noch heller, noch lebendiger gemacht hat.
Ein Praktikum im Château d’Orion ist kein gewöhnliches Praktikum. Es ist vielmehr ein Eintauchen in eine Welt, in der Kunst, Kultur und Menschlichkeit aufeinandertreffen.
Vielen Dank für diese einzigartige Erfahrung!
Eure Anjes Rehrah